DAS SPRACH-KITAS PROGRAMM IN BADEN-WÜRTTEMBERG
Die pädagogische Qualität im Bereich der sprachlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen ist von zentraler Bedeutung für die Chancengleichheit von Kindern. Das Land Baden-Württemberg gewährt zur Verbesserung der Qualität der sprachlichen Bildung in Kindertageseinrichtungen Zuwendungen zur Fortführung des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ (siehe auch dazu die Webseite des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend: Frühe Chancen).
Das Konzept. Mit dem bewährten Konzept des Programms „Sprach-Kitas“ wird der Kita-Alltag vielfältig daraufhin ausgerichtet, die Sprachentwicklung der Kinder zu fördern. Für die Gestaltung der Lern- und Bildungsprozesse in den Kindertageseinrichtungen ist es wichtig, dass sich alle Kinder und ihre Familien unabhängig von ihrer Herkunft und ihrer Lebenssituation wahrgenommen und akzeptiert fühlen. Dazu braucht es eine Kommunikationskultur, die soziale Vielfalt wertschätzt und die Teilhabe aller unterstützt.
Die Handlungsfelder des Programms „Sprach-Kitas“. Das Programm verbindet drei Handlungsfelder, alltagsintegrierte sprachliche Bildung, inklusive Pädagogik und Zusammenarbeit mit Familien. Der sinnvolle Einsatz digitaler Medien durchdringt die Handlungsfelder als übergreifendes Anliegen:
Alltagsintegrierte sprachliche Bildung. Sprache ist der Schlüssel zur Welt und ermöglicht gleichwertige frühe Chancen zur Teilhabe in der Bildung und Gesellschaft. Adäquate fachliche sprachliche Begleitung und Förderung in den Tageseinrichtungen bedeutet, den Sprachstand der Kinder bereits in den ersten Lebensjahren wahrzunehmen, zu beobachten und die Kinder vielfältig in alltäglichen Situationen zu unterstützen. Dies geschieht z.B. beim Ankommen und Abschied, während des Essens oder ihres freien Spiels in den verschiedenen Bildungsräumen, wie zum Beispiel Atelier, Bewegungsraum, Garten also praktisch überall während ihres ganzen Aufenthalts in der Kindertageseinrichtung. Die pädagogischen Fachkräfte gestalten feinfühlige Interaktionen mit den Kindern. Sie treten in Dialog mit den Kindern, sie hören aktiv zu und geben bei Bedarf korrektives Feedback. Individuelle Kompetenzen und Bedarfe der Kinder werden dabei berücksichtigt und fachlich begleitet.
Mehrsprachigkeit wird als Ressource angesehen und die Familiensprachen werden respektiert und gefördert. Dabei werden mehrsprachige Bücher in den Tageseinrichtungen genutzt. Sie werden bilingual vorgelesen, auch in Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder und verschiedene Schriften werden sichtbar. Zur Unterstützung der Mehrsprachigkeit und allgemein der sprachlichen Bildung werden digitale Medien sinnvoll und in fachlicher Begleitung eingesetzt.
Inklusive Pädagogik. Eine auf Chancengerechtigkeit ausgerichtete sprachliche Bildung und Förderung ist ohne Inklusion nicht möglich. Der anerkennende Umgang mit den Kindern und ihren Familien ist eine wichtige Voraussetzung für die alltagsintegrierte sprachliche Begleitung und Förderung. Dies beinhaltet eine respektvolle und vorurteilsbewusste Zusammenarbeit mit Kindern und Erwachsenen. Alle sind willkommen! Alle sind wichtig! Unabhängig von Kultur, sprachlichem, religiösen, sozio-ökonomischen Hintergrund sowie Bildung, Geschlecht, körperlichen und kognitiven Kompetenzen. Kindertageseinrichtungen sind ein Lern- und Bildungsort, an dem sich gesellschaftliche Vielfalt widerspiegelt und in ihrem Facettenreichtum anerkannt wird. Diese Haltung zeigt sich in der alltäglichen pädagogischen Arbeit mit den Kindern und deren Familien, ebenso wie in der Gestaltung der pädagogischen Räumlichkeiten und Materialien.
Zusammenarbeit mit Familien. Eine ganzheitliche Begleitung der Sprachentwicklung der Kinder beruht auf einer guten Zusammenarbeit mit den Familien. Weil die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen der Kinder sind, ist ein vertrauensvolles und willkommen heißendes Miteinander zwischen pädagogischen Fachkräften und Familien unerlässlich. Fühlen sich die Eltern wohl und willkommen in der Kita, fühlen sich die Kinder ebenfalls wohl und willkommen. Beide, Eltern und pädagogische Fachkräfte, verfügen über Wissen und Kompetenzen, die zur sprachlichen Bildung und Förderung der Kinder beitragen können. Eltern können sich über die Sprachentwicklung ihrer Kinder von den pädagogischen Fachkräften beraten lassen, denn sie verfügen über das Fachwissen und professionelle Erfahrung. Die pädagogischen Fachkräfte ihrerseits können sich von den Eltern unterstützen lassen, denn sie sind die „Expertinnen und Experten“ für ihre Kinder. Die Sprachbildung der Kinder beginnt schließlich zu Hause und setzt sich dort Tag für Tag vor und nach der Zeit in der Kindertageseinrichtung fort.
Für Kinder mit Deutsch als Zweitsprache ist die Kita einer der wichtigsten Lernorte. Hier ist die Zusammenarbeit mit den Familien essentiell. Da der Erwerb der deutschen Sprache auf der Familiensprache basiert, ist das Wissen um die Bedeutsamkeit der Familiensprache für pädagogische Fachkräfte sehr wichtig. Darüber hinaus können sich Eltern von pädagogischen Fachkräften beraten lassen, wie sie die Mehrsprachigkeit ihrer Kinder zu Hause unterstützen können.
Digitale Medien. Bei der Umsetzung der drei Handlungsfelder wird der Einsatz digitaler Medien und die Integration medienpädagogischer Fragestellungen in die sprachliche Bildung inhaltlich berücksichtigt. Hier geht es einerseits um die Frage, warum und inwieweit der Einsatz von digitalen Medien in den Kitas sinnvoll ist, inklusive der Fragen, wie häufig am Tag, ab welchem Alter und welche digitalen Medien überhaupt eingesetzt werden sollen. Andererseits geht es um das technische „Know-how“, welche Anwendungsmöglichkeiten die Medien bieten und wie diese genutzt werden können. Die pädagogischen Fachkräfte verfügen über dieses Fachwissen, wenden es in der Kita praktisch an und informieren die Eltern.
Fachbeitrag zum Herunterladen. Im diesem Fachbeitrag werden wichtige Erkenntnisse und Umsetzungsmöglichkeiten, welche innerhalb des Bundesprogramms Sprach-Kitas gewonnen wurden, dargestellt. Anhand von Interviews mit Interviewpartnerinnen aus dem Bundesprogramm Sprach-Kitas, die das Forum Frühkindliche Bildung im Jahr 2022 durchgeführt hat, werden die wesentlichen Aussagen zur alltagsintegrierten Sprachbildung zusammengeführt.
FFB: FACHLICHE BEGLEITUNG DER ZUSÄTZLICHEN FACHBERATUNGEN
Das Forum Frühkindliche Bildung Baden-Württemberg (FFB) hat die fachliche Begleitung der zusätzlichen Fachberatungen Sprach-Kitas in Baden-Württemberg seit Juli 2023 übernommen. Aktuell werden verschiedene Formate angeboten:
Basis-Qualifizierungskurse. In den Basis-Qualifizierungskursen werden die neuen zusätzlichen Fachberatungen in den verschiedenen Handlungsfeldern des Programms zwei Mal jährlich qualifiziert. Hier wird die Möglichkeit der Vernetzung und fachlichen Orientierung geschaffen. In diesem jeweils zweitägigen Qualifizierungskurs voller Impulse und fachlichem Austausch in einer kollegialen Atmosphäre des Miteinanders werden Inhalte, wie zum Beispiel, Spracherwerb und Mehrsprachigkeit, partizipative Sprache, Diversität und Vielfalt sowie respektvolle und vorurteilsbewusste Zusammenarbeit mit den Familien behandelt.
Vernetzungstreffen. Die Vernetzungstreffen werden zwei Mal im Jahr in Präsenz in drei regionalen Gruppen angeboten: BW-Nord, BW-Mitte und BW-Süd. In diesem zweitägigen Format wird die Vernetzung und Zusammenarbeit unter den zusätzlichen Fachberatungen regional gestärkt. Fachliches Wissen und vorwiegend Methoden zur Beratungsqualität und dem Transfer in die Kitapraxis werden in diesem Format aufgegriffen. Seit Juli 2023 sind Inhalte der Beratungspraxis, wie zum Beispiel systemische Aufstellung als Beratungsinstrument, praxiserprobte Dokumentationsformen zur Beratung und Prozessbegleitung von Leitung und Teams in der Kita sowie Konflikte mit Eltern: Stärkung der Beratungskompetenz und Grundverständnis von Mediation, besprochen und praktisch erprobt.
Sprach-Kitas Netzwerkcafés. Die Sprach-Kitas Netzwerkcafés finden vier Mal im Jahr digital statt. Den Kern dieser zweistündigen Veranstaltungen bildet ein fachlicher Impulsvortrag zu einem spezifischen pädagogischen Thema, der den fachlichen Austausch anregt. Nachfolgend haben die zusätzlichen Fachberatungen die Möglichkeit, sich in Kleingruppen in separaten digitalen Räumen auf Basis von Reflexionsfragen auszutauschen. Als Reflexionsfokus kann dabei zum einen das jeweilige Fachwissen und zum anderen die methodische Begleitung des Themas fungieren. In ihrer beratenden Funktion bringen die zusätzlichen Fachberatungen die Erkenntnisse in ihre eigenen Arbeitskreise mit den Tandems – bestehend aus der Kita-Leitung und der zusätzlichen Fachkraft Sprach-Kitas – ein. Von dort aus gelangen die Inhalte gemäß des kaskadischen Modells in die Kita-Teams.
Individuelle Beratung. Im Rahmen der individuellen Beratung haben die zusätzlichen Fachberatungen Sprach-Kitas die Möglichkeit, sich zu fachlichen, methodischen sowie organisatorischen Themen individuell beraten zu lassen.
FORMALE INFORMATIONEN und ORGANISATION
Das Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ umfasst die Finanzierung zusätzlicher Fachkräfte und zusätzlicher prozessbegleitender Fachberatungen. Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, hat in seinem Schreiben vom 26. November 2024 über die Fortführung des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ in Baden-Württemberg informiert. Das Programm wird im Zuge der Verlängerungsoption KiTa-Qualitätsgesetz zunächst im Zeitraum vom 01. Januar bis 31. Dezember 2025 fortgeführt. Eine weitere Fortführung im Rahmen des Dritten KiTa-Qualitätsgesetzes ist darüber hinaus vorgesehen. Wie Volker Schebesta, Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, in seinem Schreiben vom 26. Mai 2025 informiert hat, kann die Verlängerung der Verwaltungsvorschrift zur Umsetzung des Programms „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ für das Jahr 2026 erfolgen, sobald der Bund das Verfahren zur Umsetzung des Dritten Gesetzes zur Weiterentwicklung der Qualität und Teilhabe in der Kindertagesbetreuung mit allen Ländern abgeschlossen hat. Hiermit wird voraussichtlich in der Jahresmitte 2025 gerechnet.
Zuständig für die Antragsabwicklung ist die L-Bank. Dort erhalten Sie alle wesentlichen Informationen rund um die Antragstellung. Die Frist der Antragstellung für den Leistungszeitraum vom 01. Januar 2025 bis 31. Dezember 2025 ist zum 31. März 2025 abgelaufen.
Zielsetzungen, Grundlagen, Voraussetzungen und weitere Informationen zum Programm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ können in der Verwaltungsvorschrift des Kultusministeriums vom 20. Dezember 2024 eingesehen werden.
Weitere Information zur Beantragung, zu Verbünden und deren Begleitung sowie zur Sprach-Kitas Plattform finden Sie in den FAQs.
Kontakt
Koordinationsstelle Sprach-Kitas: sprach-kita(at)ffb.kv.bwl.de

Dr. Ekaterini Zobolou
Referentin Arbeitsbereich II
ekaterini.zobolou(at)ffb.kv.bwl.deTelefon: +49 711 279-4279
